Unsere Haut gilt als Spiegel unserer Seele. Kein Wunder, denn sie ist unser größtes und mit durchschnittlich etwa einem Siebtel des Körpergewichts auch unser schwerstes Organ. Je nach Körpergröße und -umfang wiegt sie damit zwischen 3,5 bis 10 kg und misst eine Fläche von 1,5 bis 2 Quadratmetern.

Als die unseren Körper umgebende Hülle hat die Haut viele Funktionen: Sie schützt uns vor schädlichen Umwelteinflüssen wie z.B. Sonnenstrahlen oder Krankheitserregern und spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung der Körpertemperatur. Auch nehmen wir über die Haut Sinneseindrücke auf und empfinden durch sie Wärme, Kälte, Druck oder Schmerz. Zudem finden in der Haut jede Menge Prozesse wie Teile der Hormonbildung statt und sie dient gewissermaßen als Vorratslager – denn in der Unterhaut können Wasser und Fett gespeichert, aber auch Stoffwechselprodukte abgelagert werden. Der Zustand und das Aussehen der Haut gibt uns viele Informationen über unsere Verfassung und ist auch bedeutend für das Erkennen von Ungleichgewichten und Krankheiten.

Eine entsprechende Rolle spielt die Pflege der Haut auch in der ayurvedischen Lebensweise, wobei die drei Komponenten gesunde Ernährung, richtige äußere Hautpflege sowie die mentale Balance ausschlaggebend für ein gesundes Hautbild sind.

Die Dhatus im Ayurveda

Die ayurvedische Lehre geht von sieben Dhatus, also verschiedenen Körpergeweben aus. Sind alle Gewebe gesund, unsere Doshas ausgeglichen und ist unser Verdauungsfeuer Agni kraftvoll, kann Prana, unsere Lebensenergie fließen.

In der ayurvedischen Lehre gilt die Haut als ein Nebengewebe, das als Upadhatu bezeichnet wird und durch die Bildung des dritten Hauptgewebes, dem Fleisch und sogenannten Mamsa Dhatu, entsteht. Dabei wird die Haut wesentlich von den beiden Hauptgeweben, dem Nährsaft, Rasa Dhatu, und dem Blut, Rakta Dhatu, beeinflusst.
Je nach Qualität und Zustand des Nährsaftes hat die Haut eine unterschiedliche Spannung und Feuchtigkeit: ist Rasa Dhatu schwach, sind Trockenheit und Falten typische erste Anzeichen. Kommen Erkrankungen hinzu, äußert sich das in Rötungen, Blässe, Unreinheiten und Hauterkrankungen. Zum Rasa Dhatu kommt noch der Einfluss des Bhrajaka Pitta, einem der fünf Subdoshas von Pitta, dass Aufnahmefähigkeit, Farbe, Glanz und Pigmentierung der Haut beeinflusst.

Die Hauttypen im Ayurveda

Vata-Haut neigt zu Trockenheit und ist oft rau, dünn, fein, kalt, blass, glanzlos, faltig, und altert oft vorzeitig, weshalb milde Reinigung und intensive Pflege wichtig ist.
Pitta-Haut ist oft rötlich, stark pigmentiert, warm, feucht oder ölig und neigt zu Entzündungen, vor allem, wenn die Ernährung aus dem Lot geraten ist. Um die feurige Pitta-Haut in Balance zu halten, bedarf es der konsequenten intensiven Reinigung und einer reizarmen, kühlenden, talgreduzierenden und adstringierenden also zusammenziehenden Pflege.
Kapha-Haut ist in der Regel fest und dicht, kühl, gut durchfeuchtet und leuchtet oft weißlich. Die Kapha-Haut ist recht pflegeleicht und mit der regelmäßigen Reinigung und moderater Pflege leicht zufrieden zu stellen.

 

 

Die Klassiker der ayurvedischen Hautpflege 

Dem größten Organ gehört gebührend Aufmerksamkeit und dazu haben wir im Ayurveda verschiedene Ansatzpunkte:

Ölpflege der Nasenwege & Nasennebenhöhlen
Nasya bedeutet Öl oder Kraut, das im Ayurveda traditionell verabreicht wird, um einen leeren Kopf zu kräftigen und um das Sehvermögen zu verbessern. Dabei gibt es das reinigende und das nährende Nasya, dass akut oder vorbeugend in der Tagesroutine durchgeführt werden kann. Dazu werden einige Tropfen Öl in die Nase geträufelt, um dort ihre Wirkung zu entfalten und im Anschluss ausgespuckt oder ausgeschnaubt zu werden. Nach einer professionellen Einführung kann das sogenannte Nasya, die Nasenreinigung auch regelmäßig selbstständig durchgeführt werden. Mischt man das Nasya Öl mit etwas Ghee, kann es täglich morgens und abends angewendet werden, da es dann nicht so stark ist.

Trockenbürstenmassage
Trockenbürstenmassagen oder Massagen mit dem Seidenhandschuh sind vitalisierend, durchblutungsfördernd und entspannend. Durch den Peeling-Effekt werden über die Haut ausgeschiedene Stoffwechselprodukte gelöst und es entsteht ein ebenes Hautbild. Empfehlenswert ist die tägliche Anwendung am Morgen für fünf bis zehn Minuten. Gebürstet wird immer Richtung Herz, wobei man an der rechten Fußsohle beginnt: von den Zehen Richtung Ferse und Fußrücken und von da systematisch nach oben zur Hüfte massieren. Das gleiche auf der anderen Seite und dann entlang der Arme nach genau dem gleichen Prinzip. Dann wird der Bauch wird mit kreisenden Bewegungen und der Darmverlauf im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel herum bearbeitet und zum Schluss werden Rippen, Oberkörper und Rücken auch jeweils in Richtung Herz massiert.

Ölmassagen wie die klassische Abhyanga
Abhyanga, übersetzt große Einölung, ist eine entspannende Ganzkörpermassage, die den Lymphfluss verbessert, das Immunsystem anregt, entgiftet, stärkt und das ganze Nervensystem wiederbelebt. Hat man nicht die Möglichkeit, sich regelmäßig einer professionellen Abhyanga zu unterziehen, muss man dennoch nicht auf die wohltuende Wirkung von ausgesuchten Ölen auf die Haut verzichten. Der Ayurveda empfiehlt hier die Selbstmassage, nicht zuletzt, um auch die Achtsamkeit für den eigenen Körper zu fördern. Dabei sind die wichtigsten zu massierenden Körperteile der Kopf und die Fußsohlen. Diese werden rituell auch zuerst massiert, bevor die eigentliche Massage beginnt. Bei der an die Abhyanga angelehnte Selbstmassage wird am Kopf und Gesicht begonnen und dann arbeitet man sich Stück für Stück am Körper hinab. Die Gelenke werden immer kreisend eingeölt und Arme und Beine werden mit langen Strichen massiert. Im Schulter-Nacken-Bereich darf der Druck gern ein wenig fester werden und knetende Griffe ergänzt werden. Angenehm sind auch kreisende Bewegungen im unteren Rücken. Am besten lässt man das Öl ein paar Minuten einwirken, bevor es dann mit warmem Wasser ohne Seife abgeduscht wird, um den schützenden Film auf der Haut zu behalten.

Geraten die Doshas aus den Fugen, so zeigt sich dies auch unmittelbar in den ihnen entsprechenden Hauteigenschaften.